Licht dient dem Menschen nicht nur dadurch, dass es Räume erhellt und damit die Möglichkeit gibt, Dinge zu erledigen, die man sonst nicht wahrnehmen könnte. Nein, es beeinflusst massgeblich auch das Wohlbefinden.
Eine Unterhaltung über Licht, Lichtfarbe und „LED“ mit unserem Lichtplaner Adrian Huber.
Frage: Herr Huber, was steht am Anfang eines Projektes? Wie gehen Sie vor?
Adrian Huber: Zu Beginn steht die Bedarfsanalyse. Ich lasse mich auf die Situation ein und setzte mich intensiv mit dem Kunden respektive mit den Räumen auseinander, in welche Licht gebracht werden muss. Es stellen sich die Fragen, was hier geschehen wird, wie und von wem die neu zu bauenden Räume genutzt werden. Im Alters- und Pflegeheim Hofmatt bedeutet dies konkret, dass Wohnlichkeit und Wohlbefinden im Vordergrund sind. Es ist ein sehr angenehmes Projekt, da die Architekten und die Heimleitung weiss, was sie will. Dazu kommt, dass sich das Projekt spannend gestaltet,
Frage: Wie hat sich das Projekt denn entwickelt?
Adrian Huber: Sehr schnell war klar, was der Bewegungsrahmen ist und wohin es gehen soll. Das Projekt wurde sozusagen in zwei Unterprojekte aufgeteilt. Einerseits gibt es die therapeutische Seite mit „circadianem“ Licht, welches das Wohlbefinden der BewohnerInnen steigern soll. Circadianes Licht simuliert den Tagesverlauf und erhält in der Depressions- und Demenzforschung eine zunehmende Bedeutung. Anderseits haben wir auch Räume, welche ganz einfach dienendes Licht brauchen. Ausgehend von der Maxime, dass wir keine Spitalatmosphäre wollten, haben wir gewisse Stimmungsbilder entwickelt.
Frage: Welches sind die Hauptkriterien für die Planung und Umsetzung eines solchen Projektes?
Adrian Huber: Zum einen gilt es, eine angenehme Farbqualität zu erreichen, zum anderen einen spannenden Rhythmus zwischen Hell und Schatten zu generieren. Das menschliche Gehirn muss beim Sehen ständig Höchstleistung erbringen, da es, um Farben wahrnehmen zu können, permanent einen sogenannten Weissabgleich macht. Dies strengt an. Umso mehr, je älter der Mensch wird. Wird also in Räumen, in denen sich alte Menschen längere Zeit aufhalten, das beste Farblicht angestrebt, so unterstützt das direkt die Hirnleistung und indirekt das Wohlbefinden der Betagten. Resultat ist, dass die BewohnerInnen weniger schnell müde werden (was eigentlich die „Hauptleistung“ des Tageslichts, vor allem des Sonnenlichts ist). Da Betagte teilweise nicht mehr mobil sind und deshalb weniger draussen sind und weniger natürliches Licht erhalten als jüngere Menschen, gilt es, möglichst Sonnenlicht-ähnliches Licht in die Räume zu bringen. Dies ist auch die Grundlage des circadianen Lichts, welches den Tag- und Nachtrhythmus durch Licht zu beeinflussen respektive zu normalisieren versucht.
Frage: Was ist nun das Resultat für die neue Hofmatt? Worauf können sich die Bewohnerinnen und Bewohner und die Mitarbeitenden freuen?
Adrian Huber: In den sogenannten Salons werden grosse, mit LED ausgestattete Deckenleuchten aufgehängt, welche eine sehr angenehmes blendfreies Licht geben. (UGR besser als 19) An den Wänden in den Gängen hängen alle acht Meter Wandleuchten, die mit japanischem Papier bezogen sind. Eine wohnliche und elegante Stimmung entsteht. Eine Steuerung an zentraler Lage, nämlich in den Pflegebüros, unterstützt die Mitarbeitenden und erhöht den Komfort für die BewohnerInnen. Viele einzelne Schalter an den unmöglichsten Orten verwirren und die Hemmschwelle, einen Schalter zu drücken, steigt mit dem Alter. In den Zimmern der BewohnerInnen soll aber weiterhin das Eigene Vorrang haben – die eigenen Möbel wie auch eigene Lampen erleichtern das Einleben und unterstützen so das Wohlbefinden sehr. Als Pilotprojekt werden 30 BewohnerInnenzimmer mit individuell programmierbaren Leuchten ausgestattet, die quasi-circadianes Licht simulieren. Sollte mehr Geld aus dem Drittmittelbeschaffungsprojekt einfliessen, könnten auch noch mehr Zimmer ausgestattet werden. Was aber jedes Zimmer haben wird, ist ein Oberlicht zwischen effektivem Zimmer und Nasszelle. Dieses Licht wird in der Nacht nicht grell leuchten und so den Betagten aufwecken, sondern aus einer amberfarbenen Leuchte bestehen, welche die Rezeptoren für Tag und Nacht in den Augen nicht aktivieren, damit ein nächtlicher WC Gang die Bewohnerin oder den Bewohner nicht für eine längere Zeit „aufweckt“.